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  von Renate Golpon © 14.6.2006


Zauberwelt

Wird der Zauber aus tausend und einer Nacht
auf den Flügeln der Worte herbeigebracht?

Lass doch Scheherazade ganz leis erzählen,
was sie einstmals sehr fein für den Sultan erdacht.

Wer nicht mag diese Märchen des Morgenlands,
wem bei Ali nicht kindlich das Herze lacht,

der weiß gar nicht, wie viel er im Leben versäumt.
Hat Suleika bei dir niemals Feuer entfacht?

Hast Gerüche des Orients nie du gekannt?
Dann lad lächelnd sie auf: orientalische Fracht!


Wo bist du nun?

Gar öde ist der Tag – was soll ich tun?
Bis gestern warst du da – wo bist du nun?

Ganz früh schon bist du fort – was ist geschehn?
Gar müd war noch mein Aug – ich wollt noch ruhn.

Du wecktest mich nicht auf – die Tür ging zu.
Dein Name steht noch dran – Karl-Hinrich Kuhn.

Entfernen muss ich ihn – du bist ja fort.
Wohin führt dich dein Weg – wo bist du nun?


Der Rose Bitte

Die Rose sprach: Ich bin 'ne Knospe noch.
Pflückst du zu früh mich, dann verwelk ich doch!

Lass eine Weile mich am Stengel sein.
Mit meinem Busch füll ich im Beet ein Loch.

Wenn ich beim Aufblühn bin, dann pflück mich sacht.
Ich nehm in Kauf dann auch das Vasenjoch!


Sei still!

Als ich, mit Füßchen stampfend, rief: „Ich will!“,
da sagte Vater sehr bestimmt: „Sei still!“

Ich war empört, empfand das Wort als Drill
und zuck noch heute, wenn ich hör: „Sei still!“

Doch als ich eng umschlungen ging mit Till,
ganz lustig plappernd, sagte er: „Sei still!“

Perplex sah ich ihn an; ein Kind schrie schrill.
Till küsste mich ganz sacht – und ich war still!“


Komm her!

Bei uns lief manches schief, verquer.
Mir fällt der Ruf nicht leicht: Komm her!

Im Zorne gingst du fort – kein Wort!
Was hat dich denn gekränkt so schwer?

Dein Deo schwebt noch hier im Raum,
der ohne dich so still und leer.

Das Glas zerbrach, aus dem du trankst.
Die Scherben ich zusammenkehr.

Zerbrich mich nicht – wie 's Glas vorher.
Gib Halt mir doch, ich brauch dich sehr!

Ich trage jetzt die Scherben fort
und bitt ein letztes Mal: Komm her!


Gedanken unterm Baum

Es rauscht der Baum, als wolle er mir sagen:
Nur zu! Gib doch die Antwort auf die Fragen!

Woher jedoch soll ich die Antwort wissen?
Ist 's richtig, wenn ich eingeh auf dein Klagen?

Du hast Probleme; meinst du, ich hätt keine?
Gelassenheit, so komm, sonst platzt der Kragen.

Wut rauszulassen, das ist oftmals besser;
denn aufgestaut, schlägt schnell sie auf den Magen.

Und sei der Knall auch laut, danach die Stille
schafft umso mehr dann Freude und Behagen.

Ich lass von Kummer mich nicht unterkriegen
und mir von Schwermut nicht das Herz zernagen.

Es gibt doch Mittel, Wege, auszuweichen,
anstatt im Rennen hinterher zu jagen.

Wie oft geht schief, was grade doch begonnen.
Wer ist schon Herr in allen Lebenslagen!

Ich gebe auf, was nicht mehr zu erreichen.
will niemals mich mit Aussichtslosem plagen!

Herausford'rung muss sein! Sie lacht verwegen.
Ich nehm sie an. Warum sich ihr versagen!

Es ist so schön, was Neues zu beginnen.
Nach jedem Ende einen Anfang wagen!

 

 

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Weitere Ghasele   Lyrik ohne Reim und ohne Metrum

Neue Aspekte

Ich will Ghasele dieser Seite geben.
Vielleicht verleihn sie orientalisch' Leben.

Indem wir reimen, schöne Worte wählen
und uns beflügelt in die Lüfte heben,

dem Wolkenkuckucksheim entgegenfliegen
und auf 'ner Wolke weich gen Himmel schweben,

vergessen wir den Alltag, diesen grauen,
und fühlen neues Hoffen, leises Beben,

wolln unsre Welt nur noch von oben schauen
und mühsam nicht an Kleinigkeiten kleben.

Lasst uns Intrigen, böse Ränke meiden
und nicht wie gift'ge Spinnen Netze weben.

Lasst Güte walten, uns den Feind verstehen
und dann in Großmut diesem auch vergeben.

Ich weiß, das ist nicht einfach einzuhalten,
doch immer Grund genug, es anzustreben!

Ghasel-Geburt

Soll unser Geist nun nach Ghaselen streben,
die flott im Reime mit Garnelen leben?

Das Leben lehrt uns, stets agil zu bleiben,
das Lernen nicht für später aufzuheben.

Wenn 's heut nicht klappt, es morgen mal versuchen,
vielleicht hilft auch der Saft gegor'ner Reben!

Die Griechen wussten gut den Geist zu schulen.
Schreib über Kadmos, der gegründet Theben!

Ghasele sind doch leicht in Reim zu bringen;
klappt 's trotzdem nicht, probier 's mit Elfchen eben!

Was ich mag

Ich geb mich meist sachlich – doch lieber gefühlvoll wäre.
Ich meide das Licht nicht – mag mehr aber Dämmersphäre,

verabscheue Schrilles – hör lieber die leisen Töne,
pfeif gern auf Gedröhne – lausch Wassern in Fjord und Schäre.

Ich hass Streitereien – möcht friedlich, in Eintracht leben;
ist unstimmig etwas – ich dräng, dass man 's schnellstens kläre.

Ich möchte kein Sportboot – das Schaukeln auf Meereswellen
– natürlich mit dir nur! – entspannt auf der Minifähre!

Du glaubst, ich sei öde – weil hier ich so lahm erzähle,
dass stur ich mich nur noch – von Müsli und Obst ernähre?

Da irrst du gewaltig – erlaub, dass ich hier belehre.
Ich esse nicht fleischlos – les schamlos „Die Mordshetäre“!

Mein Meer

Mein Meer, das schlägt an Uferplanken,
wo sich die frechen Möwen zanken.

Mein Meer, wo ich geboren bin,
auf dem die Fischerboote schwanken.

Mein Meer, wo aus den Netzen Fischer
die Fische ziehn, die silbrig-schlanken.

Mein Meer, wo weiße Wellen schäumen,
die Surfer auf den Brettern wanken.

Mein Meer, das – wild vom Wind gepeitscht –
den Menschen gern zeigt ihre Schranken.

Mein Meer, von Sternen nachts umfunkelt,
die morgens in die Sonne sanken.

Mein Meer, wo wir manch kühles Bier
am Strande gleich aus Flaschen tranken.

Mein Meer, so alt und doch so jung,
siehst du mich schwach mal und erkranken,

mein Meer, dann sing dein Lied ganz sanft
und nimm mich auf, lass Ruh mich tanken!

 

16.6.2006

Der Wald

Der Wald – seit jeher oft und gern besungen,
sein Mythendickicht niemals ganz durchdrungen –

von Eichendorff mit Versen reich bedacht,
die sich zu Lobeshymnen aufgeschwungen.

So gibt es Liedertexte immer wieder,
darunter solche, die recht gut gelungen.

Der Laubwald, ob in Maigrün, herbstlich' Farben,
ist lebenswichtig, bildet grüne Lungen!

Der Nadelwald, den Hügeln angeschmiegt,
wirkt aus der Ferne finster, streng, gedrungen.

Des Waldes Rauschen, sein verborgnes Raunen
verstärkt sich noch, wenn still der Tag verklungen.

Ob lichter Birkenwald, ob dunkler Tann:
beliebt bei Pärchen, die hier – eng umschlungen –

auf Wegen wandeln, nur belauscht von Bäumen,
sich selbst genug stets, liebeslustverdungen…

Und zum Schluss noch etwas Profanes:
.

Das Aus


Ich hätte es gerne vermieden;
doch gab 's keinen Ausweg. Geschieden!

Das Glück, einst gestartet im Himmel,
es hatte Bestand nicht hienieden.

Es kriselte leicht erst, dann schlimmer,
schon bald war die Stimmung am Sieden.

Wir wollten die Risse gern kitten,
doch waren wir zwei zu verschieden.

Damit wir in Witten nicht litten,
zog ich nach Neu-Ulm – er nach Rieden.

Sie sehen, das Ghasel eignet sich auch
zur Wiedergabe banal-ulkiger, auch satirischer Inhalte,
wie ja auch vom Sonett bekannt.

Nachschuss:  Am 13.6.2006 hier hochaktuell:

Hitze!

Wo ich auch gehe, liege, stehe, sitze,
sie folgt auf Schritt und Tritt mir: Juni-Hitze!

Ich schließ die Türen fest, dass sie mich meide,
doch sie ist findig, dringt durch jede Ritze.

Die Luft wird wärmer, wenn Computer laufen.
Drum mit Bravour ich in den Keller flitze.

Wen seh ich da schon vor Behagen schmunzeln?
Den netten Lektor, hier genannt nur Fritze.

Er hat vor Stunden den PC gestartet,
lacht frech mich an und reißt gleich ein paar Witze:

„Ich kenne Hitze, die gut auszuhalten.
Kommt 's Blut in Wallung, ist die Hitze Spitze!“